Blog vs. Wiki

In einem Kommentar zu meinem Blog-Eintrag Dokumentation ist alles hat Manfred Schindler ein paar Fragen gestellt. Da die Antworten für einen Kommentar etwas lang geworden sind, dachte ich, ich schreibe einfach kurz einen Blog-Eintrag mit den Antworten.

Frage: halten sie es für möglich dass dokuwiki als basis für wissensmanagement in einer organsiation verwendet wird, deren mitarbeiterInnen über geringes wissen im IT bereich verfügen, ohne den aufwand durch externe technikbetreuung wesentlich zu erhöhen?

Antwort: Prinzipiell halte ich dies für möglich. Allerdings sollte man sich auch über die Einschränkungen im klaren sein (mehr dazu als Antwort auf die zweite Frage). Interressant wäre hier die Anzahl der Mitarbeiter, die das Wissensmanagement benutzen sollen, und die Menge des "Wissens", das verwaltet werden soll. Es macht schon einen Unterschied, ob man ca. 100 Seiten (ein Wiki ist in Seiten organisiert) oder 100.000 Seiten verwalten will. Für 100 Seiten (die ruhig lang sein dürfen) sehe ich kein Problem DokuWiki einzusetzen. Für 100.000 Seiten würde ich dringend empfehlen eine Lösung zu suchen, die den Content leichter und ggf. automatisch Strukturiert, da man sonst schnell nichts mehr wiederfindet. Eine Suchfunktion reicht nicht immer um Inhalte zu finden, denn oft wissen die Benutzer gar nicht, nach was sie suchen sollen, hier hilft dann nur gut strukturierter Content.

Frage: für alles was sich ändert ist ein wiki fraglos die bessere lösung. aber ist nicht zum publizieren - auch zum strukturierten publizieren - ein blog das userfreundlichere angebot?

Antwort: Blogs und Wikis unterscheiden sich grundlegend in der Content-Struktur. Auch wenn man beide Konzepte immer auch etwas anders benutzen kann, will ich einmal versuchen zu erklären, wie ich Blogs und Wikis verstehe: Ein Blog ist hat prinzipiell erstmal eine chronologische Ordnung des Contents. Man Publizierst einzelne Beiträge, die zusammenhängen können, es aber nicht müssen. Aktuell ist, was zuletzt veröffentlicht wurde, der Rest ist chronologisch sortiert. Natürlich gibt es zusätzlich noch Kategorien oder Tags, diese braucht man, da man sonst alte Beitrage gar nicht mehr wiederfinden würde. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass Einträge in einem Blog relativ "vergänglich" sind, alte Beiträge verschwinden einfach im Archiv. Nur was neu ist, wird auch gelesen.

Ein Wiki funktioniert anders. Die Grundidee eines Wikis ist es Internetseiten zu haben, die jedermann sehr leicht editieren kann, aber hier soll es jetzt um Content-Strukturen gehen. In einem Wiki kann man Informationen sammeln, welche sich (durch die einfache editierbarkeit) ständig weiter entwickeln und verbessern. Das Wiki gibt - anders als ein Blog - keine Struktur für den Content vor. Man hat einfach nur einen großen Haufen von Seiten. Die Organisation dieser Seiten ist einem selbst überlassen. Eine Möglichkeit ist z.B. Navigations-Seiten anzulegen, welche (geordnet nach Themen) auf die jeweiligen Content-Seiten verlinken. Diese Technik funktioniert gut, ist allerdings nicht exakt. Es wird Seiten geben, die falsch einsortiert sind und Seiten, welche gar nicht in der "Navigation" erfasst sind, aber diese Probleme sind lösbar, entweder durch Benutzer-Traning oder durch eine programmierte Lösung, die sich um die Navigation kümmert.

Frage: soweit ich gesehen habe lässt sich die konfiguration von rechten von userInnen nur über das editieren von files mittels eines ftp programmes bewerkstelligen, oder sehe ich das falsch? (und es gibt zb entsprechende erweiterungen in richting einer webbasierten administrationsoberfläche?)

Antwort: Mit DokuWiki ist eine Webbasierte Benutzerverwaltung möglich. Die Benutzerverwaltung muss allerdings einmalig von Hand aktiviert werden. Wenn ich mich richtig erinnere ist es der Paramter useacl in der Konfigurationsdatei (Muss auf 1 gesetzt werden). Man hat dann als Administrator die Möglichkeit Benutzer anzulegen und diese in Gruppen zu organisieren. In einer zweiten Oberfläche gibt es die Möglichkeit diesen Gruppen gewisse Rechte (Lesen, Bearbeiten, Anlegen, Hochladen, Entfernen) zuzuordnen - und zwar nicht nur global, sondern wenn gewünscht auch noch auf bestimmte Namensräume begrenzt. Somit ist eine relativ granulare Rechteverwaltung mit DokuWiki kein Problem. Zwei Screenshots (Klick für große Ansicht) verdeutlichen hoffentlich, was ich geschrieben habe:

DokuWiki Benutzerliste DokuWiki Berechtigungen

Frage: hat nicht auch der wysiwig editor seine grenzen - zb bei tabellen - und ist das lernen dieser befehle für relativ ungeübte userInnen nicht schwer?

Antwort: Ich benutze bei DokuWiki keinen Wysiwyg-Editor, die DokuWiki-Syntax ist sehr leicht zu erlernen und auch Tabellen sind damit sehr einfach zu erstellen. Auch Benutzer, die nicht so Fit im Umgang mit Rechnern sind, können die DokuWiki-Syntax erlernen. Die wichtigsten Befehle könnte man auf einem "Cheat-Sheet" unterbringen, hier dürfte eine Din-A5 Seite ausreichen. Eine einfache Tabelle wird z.B. folgendermaßen erstellt:

^ erste Überschrift ^ zweite Überschrift ^ dritte Überschrift ^
| Inhalt  | Inhalt  | Inhalt  |
| Inhalt  | ... | ... |

Frage: vielleicht verfälscht meine jahrelange erfahrung mit html grundbefehlen und vor allem mit blogs ein wenig: aber mir kommt es so vor als ob die bedienung und vor allem die administration von blogsoftware wesentlich einfacher ist, als dokuwiki.

Antwort: Die Bedienung von aktueller Blogsoftware (Wordpress, Serendipity etc.) ist sicherlich sehr einfach. Ein Wiki hat allerdings einen Vorteil, der Benutzer muss sich nicht in ein Administrations-Backend einloggen und herausfinden, wo sich die Seite befindet, die er berarbeiten möchte. Ein Wiki hat auf jeder Seite einen Button zum editieren genau dieser Seite, einfacher geht es kaum.

Frage: und wie ist das im vergleich blog - dokuwiki mit der zugangsverwaltung (für interne seiten)

Antwort: Genau wie weiter oben schon erklärt, gibt es eine recht gute Benutzer- und Gruppen-Verwaltung. Das Recht Lesen einer Gruppe kann benutzt werden um die Ansicht von Seiten in einem Namensraum nur für bestimmte Benutzer sichtbar zu machen. Ich glaube bei einer Blogsoftware wie Wordpress wäre so eine feine Regelung der Rechte schwieriger umsetzbar, aber ich habe mir das nicht genauer angeschaut.


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