Nokia N900 - Das iPhone, das ich immer haben wollte

Seit ein paar Tagen bin ich stolzer Besitzer eines Nokia N900 Smartphones. Nachdem vor einiger Zeit fest stand, dass ich ein neues Handy kaufen werde, habe ich mich lange umgesehen, was für eines es denn werden würde. Die wichtigsten Features, die es haben sollte habe ich wie folgt festgelegt:

Nokia N900 Smartphone

Folgende Geräte habe ich im Zuge meiner Suche in Erwägung gezogen:

Entschieden habe ich mich nach langer Recherche für das Nokia N900.

Tethering

Im idealfall würde mein neues Handy Tethering unter Mac OS X, also die Möglichkeit das Handy als Modem zu benutzen um online zu gehen, sowohl über Bluetooth als auch über USB ohne Installation von Zusatzsoftware unterstützen.

Nach meinen Recherchen stellte sich heraus, dass das Nokia N900 das einzige der genannten Geräte ist, welches diese Anforderung erfüllt. Meine ersten Tests haben nun bestätigt, dass es tatsächlich problemlos ist das N900 als Modem am Mac zu benutzen. Schließt man das N900 per USB an den Mac an (in meinem Fall ein MacBook Pro mit OS X 10.5.8), wird es als neuer Netzwerkanschluss erkannt - und zwar als USB-Modem.

Nach eintragen der Rufnummer (*99#) und des richtigen APN (abhängig vom Netzbetreiber) kann's dann auch gleich los gehen.

Hat man das USB-Kabel einmal vergessen, kann es nicht schaden, wenn das Tethering auch über Bluetooth funktioniert. Installiert man über den Programm-Manager auf dem N900 noch das Paket "Bluetooth DUN" (aus der Kategorie System), so wird das N900 auch über Bluetooth vom Mac als Modem erkannt und kann problemlos eingerichtet werden.

N900 Bluetooth Tethering

iSync

Ob das Synchronisieren mit iSync klappt war mir eigentlich vor dem Kauf nicht ganz klar. Mit dem iPhone hätte ich sicher keine Probleme Kalender und Kontakte mit dem Mac zu synchronisieren, aber das ist ein anderes Thema.

Seitens Nokia gibt es zwar laut Datenblatt Support für SyncML, aber keinen Support für iSync. Zum Glück gibt es ein Community-Projekt, welches ein iSync-Plugin für das Nokia N900 erstellt. In der Version 1.1 gibt es zwar noch ein kleines Problem mit Kalender-Einträgen mit Alarmen, aber das liegt nicht am iSync-Plugin, sondern am Kalender auf dem N900. Das Plugin kann man hier herunterladen:

https://garage.maemo.org/projects/n900isyncplugin

Zumindestens das Synchronisieren der Kontakte hat bei mir auf Anhieb gut geklappt. Kalender habe ich noch nicht probiert.

Nokia N900 und iSync

Da mein Kalender sowieso bei Google Apps liegt, gehe ich nicht den Umweg über iSync, sondern habe Ermining installiert, welched den Kalender des N900 direkt mit meinem Google Kalender in beide Richtungen synchronisiert. Bisher klappt das gut. Ermining kann man direkt aus dem Extra Devel Repository installieren.

Webbrowser

Das Nokia N900 hat mit 800x480 Pixeln eine recht hohe Auflösung, besonders für den nur 3,5" großen Bildschirm. Zum Vergleich: Das iPhone hat bei 3,5" nur 480x320 Pixel. Diese hohe Anzahl von Pixeln pro Fläche führt dazu, dass auch kleine Texte noch einigermaßen lesbar sind und das Surfen im Web mit dem Gecko-basierten Browser erträglich ist. Nur das Zoomen in den Webseiten ist beim iPhone besser gelöst.

Das Nokia N900 kommt übrigens sogar mit einem Flash-Plugin für den Browser.

Tastatur

Das N900 ist ein sog. Slider, d.h. die Tastatur versteckt sich im Normalzustand und kommt erst durch aufschieben des Gerätes zum Vorschein. Ist die Tastatur nicht zu sehen bekommt man für Text-Eingaben eine Bildschirmtastatur eingeblendet.

Viele Reviews berichten negativ über die QWERTZ-Tastatur des N900. Ich kann das nicht bestätigen. Ich bin mit der Tastatur sehr zufrieden und kann schon nach zwei Tagen sehr schnell auf ihr tippen. Dass die Leertaste an der Seite ist (um eine Zeile zu sparen), ist überhaupt kein Problem für mich.

Nokia N900 QWERTZ Tastatur

Sogar ein Stift (Stylus) für die Bedienung des Touch-Screens ist beim Nokia N900 mit dabei. Der Stift steckt gut versteckt in der Seite des Geräts. Für die gängisten Eingaben ist der Touchscreen allerdings auch für große Finger gut geeignet, so dass ich den Stift bisher nur einmal zum ausprobieren benutzt habe. Für einige Leute, die daran gewöhnt sein mögen, ist es aber ein nettes Feature, dass dieser gleich dabei ist und zur Aufbewahrung im Gerät verschwindet.

Betriebssystem

Das Nokia N900 läuft mit Maemo 5 als Betriebssystem. Die Maemo Plattform basiert auf einem Debian Linux und bietet im Gegensatz zum iPhone echtes Multitasking. Auch sonst ist fast alles möglich, was man von einem Linux-System erwartet. Man hat eine Shell (busybox), einen Paketmanager (GUI für apt-get) und natürlich die Freiheit zu installieren was auch immer man möchte.

Neben der offiziellen Maemo Webseite gibt es auf maemo.org einen Treffpunkt für Entwickler und Power-User der Maemo Plattform, welche schon vor dem N900 auf den Internet Tablets (N770, N800) von Nokia zum Einsatz kam.

Auch wenn die Tage von Maemo gezählt sind, da Nokia's Maemo und Intel's Moblin demnächst zu MeeGo verschmelzen sollen, so ist Maemo 5 in meinem Augen dank der langen Vorgeschichte, die bis 2005 zurück reicht, trotzdem eine ausgereifte Plattform. Aktuellen Berichten zufolge soll es übrigens eine MeeGo Version für das N900 geben.

Verschiedenes

Fazit

Die Freiheit, die das Maemo System bietet, besonders aus der Sicht eines jahrelangen Linux-Benutzers, kommt mir sehr entgegen. Im Prinzip ist das Nokia N900 das iPhone, das ich immer haben wollte.

Einziger Wehrmutstropfen: Das N900 ist ziemlich dick und schwer, eben ein kleiner Computer und kein Handy.


Kommentare